Die zweite Arbeit «Spiel mir das Lied vom Alter» besteht aus einer variablen Objekt-Serie von Porträtfotografien, die auf Videokassetten aufgezogen sind. Auch hier nagt der Zahn der Zeit, die Fotos sind verschliffen, die Gesichter nicht mehr deutlich zu erkennen und die Objektträger technisch veraltet. Die Foto-Objekte sehen aus, wie wenn sie schon lange Zeit irgendwo gelagert worden wären und dann vergessen – die Gesichter beginnen langsam zu verblassen, die Konturen lösen sich auf. Die Vergänglichkeit des Lebens betrifft alle ohne Unterschied. Aber die verblassenden Gesichter haben auch etwas Geheimnisvolles, während sie im Begriff sind, zu verschwinden, beflügeln sie unsere Fantasie und beginnen ihre Lebensgeschichten zu erzählen. So kehrt auch in «Spiel mir das Lied vom Alter» das Leben für kurze Zeit zurück in unserer Vorstellung oder Erinnerung.
Marina Schütz, Kunsthistorikern MA, Aus einer Rede vom 30. April 2016 im Alten Bad Pfäfers